SALON 19

08. Juni 2010

 

Am 8. Juni 2010, ab 18.30 Uhr, fand unser 19. Salon unter dem Titel

 

„Venedigs Kulissen - Kulissen des Lebens"

 

statt. Da viele Salongäste Venedig schon kannten, dachten wir uns, sie nicht mit Herkömmlichem zu langweilen. Ausgangspunkt unserer Venedig-Präsentation und themenspezifischen Lesungen war die Idee, dass ganz Venedig aus einer Ansammlung von Kulissen besteht, die zwar oft zum Verwechseln ähnlich aussehen wie die vielen Palazzi, aber auch ganz anders aussehen können - im Sinne des lateinischen "pars pro toto". Die figürliche und farbliche Ausstrahlung der Kulissen dieser einmaligen Stadt - vornehmlich in Beige-, Braun- und Zimttönen - hat unsere theatralische Produktion geprägt. Deshalb waren unsere "hauptamtlichen" Darsteller mehr als ein Dutzend Bühnenbilder - je 2,30 Meter hoch und 1 Meter breit - also großartige, frei stehende "Papp-Kameraden".

Jede Kulisse erzählte ein eigenes Venedig-Kapitel - historisch oder persönlich. Sie standen allein, zu zweit oder sogar zu dritt auf der Wohnzimmer-Bühne. Dann ließen wir aus den Bühnenbildern den jeweiligen Akteur/die Akteurin wie "aus der Tapete treten". Zu Beginn der Vorstellung waren Bühnenbild und Lesende/r eine Einheit, dann löste sich der/die Agierende vom Hintergrund, der nur ihn/sie abbildete und nur für diese zehn Minuten geschaffen wurde. Wir wollten so auch die Doppelbödigkeit jeder Kulisse oder Fassade darstellen, das Davor inszenieren und das Dahinter mitwirken lassen - alles auf venezianische Art. Das war unser Ansatz und wir konnten nur hoffen, dass unseren Gästen diese Idee und deren Umsetzung gefallen würde: Wir wurden nicht enttäuscht!

Auf dem folgenden Foto (* Dagmar Otte) strahlte am Ende des wunderbaren Zimmertheaters die Initiatorin des Salons mit all den Mitstreitern, die die monatelange Vorbereitung bis zum 8.6.2010 zu einem glücklichen Ende brachten:

 

                              

 

Damit den Gästen der Sprung vom Hamburger Alltag und Straßenverkehr in unsere venezianische Kunst-Welt leichter gelingen möge, hatten wir in vielen Workshops Masken hergestellt, von denen sich JEDER GAST leihweise die passendste aussuchen konnte. Wir hatten viele feminine, aber auch maskuline Designs dabei und ohnehin viel farbliche Auswahl - denn Maske ist nicht gleich Maske! Sehen Sie hier einige Exemplare dieses wundervollen Abends:

 

 

Der Empfang im Hausflur wurde mit venezianischen Masken eröffnet.

Jeder Gast konnte mit großer Auswahl typischer Masken bedient werden:

 

                   

        Herbert Horne                                                            Dr. H. Brauer, Dr. Dörte Sievers

   

                    

 Prof. Dr. Christine Bender              Hsiao-Nee Chang,               Astrid Meyer-Gossler

                                        Generaldirektorin Taiwan-Vertretung

 

      

  Claus und Margit Stepanek              Jeannine Ehmsen         Dr. I. Schnippenkoetter-Thomsen

                                                        Marina Trifonova 

 

 

Um 20.00 Uhr begann die eigentliche Venezia-Präsentation

 

Erste Szene: "Kulissenschieben ist Vergnügen",

einem Prolog der Gastgeberin, in dem sie auf das Zitat von Henry James hinwies, das zum Motto des Abends wurde: "Venedig ist die einzige Stadt, die man besuchen kann, ohne hinzufahren!" Genau so wurde dieser Salon von den begeisterten Gästen auch aufgenommen: Man war wieder dort! Noch Wochen später hatten einige Gäste die intensiven B i l d e r des Abends vor ihrem inneren Auge parat! So einen Effekt hatte sich das gesamte Team gewünscht.

 

Zweite Szene: "Edelsteine aus Byzanz" :

Lesung von Lisa Kern, Verlagskauffrau, vor "ihrem" Bühnenbild des Erzengels Michael aus dem Markusdom. Dieses Kleinod aus Gold, Email und Edelsteinen ist eines der byzantinischen Kostbarkeiten, die in die goldene Altartafel über dem Hauptaltar eingebaut wurden. Die voll goldene Altartafel von San Marco, die sog. Pala d´Oro, ist das Hauptwerk der venezianischen Goldschmiedekunst im Mittelalter, und der um 1200 in Byzanz geraubte Erzengel sollte dem venezianischen Tempel imperialen Glanz verleihen.

 

       

 

 

Dritte Szene: "Triumph der gotischen Kultur":

Lesung von Xenia Trifonova, einer aus Russland gebürtigen Abiturientin,

vor ihrem Bühnenbild mit der mittelalterlichen Tugend der "Mäßigkeit" am Dogenpalast, die wiederum unter einem gotischen Spitzgiebel steht. Xenia hatte einen enorm präsenten und sprachlich gekonnten Auftritt - von der römischen Sandale bis zum engelhaften Gesicht, ein Gedicht:

 

                            

 

 

Vierte Szene: "Ein Mohr in Venedig":

Lesung des türkischstämmigen Künstlers Cenk Bekdemir (Sänger und Autor),

der in seinem eigenen Text eine literarische Verbindung zwischen dem dunkelhäutigen Gondoliere seines Bühnenbildes und türkischen Taxifahrern im heutigen Hamburg herstellte. Ein Regisseur im Publikum stellte später kenntnisreich fest, der Salon habe mit ihm eine echte "Rampensau" gefunden, von dem man sich mehr Auftritte wünsche und der im übrigen sein sehr detailliertes, kunterbuntes Kostüm mit wahrhaftig mittelalterlicher Nonchalance trug:

 

            

 

 

Fünfte Szene: "Typisch Tintoretto":

Vor einem Schlachtengemälde des Malers Robusti, genannt Tintoretto, einem der ganz Großen der venezianischen Maler der italienischen Renaissance,

erläuterte die Gastgeberin kunsthistorische Feinheiten seiner Arbeit und Anekdoten

aus Tintorettos Leben:

 

                                              

 

 

Sechste Szene: "Kurtisane und Poetin":

Unvergleichlich charmant wuchs unsere in Polen geborene Laiendarstellerin

der Veronica Franca über sich hinaus! Agnieszka Jaworska hatte

sich im Laufe der Vorwochen so sehr mit den sozialen, also guten Taten

dieser schillernden, aber rührigen Dame, der sog. "Fürstin der Kurtisanen", identifiziert, dass ihr dadurch ein brillanter Auftritt gelang:

 

                                  

 

 

Siebte Szene: "Venezia zwischen Pest und Party":

In den Rollen der Geliebten des weltberühmten Komponisten Antonio Vivaldi,

Anne Giraud, und dem noch nicht ganz so berühmten Schweizer Schriftsteller und Diplomat, Jean-Jacques Rousseau, begegneten sich die Darsteller Laura Sophie Brauer und der Klarinettist Robert Löcken, musikalischer Berater und Zeremonienmeister des Salons. Der Auftritt der in ein Rokokokostüm gewandeten Anne Giraud gelang hinreißend, so dass auch Rousseau ihr gegenüber am Schluss der Szene kleine Koketterien loswurde ...

 

         

 

 

Achte Szene: "Zauberkünste aus Murano":

Die Gastgeberin erzählte von den Glasbläserkünsten auf der Insel Murano und den dort im Laufe der Jahre reichlich erworbenen Murano-Kelchen, aus denen anschließend angestoßen und während der einstündigen Buffett-Pause getrunken wurde:

S a l u t e !!!

         

 

Nachdem alle Gäste reichlich das sehr gut gelungene italienische Buffet aus eigener Herstellung genossen hatten, ging das kulturelle Programm weiter.

 

 

Neunte Szene: "Das Rokoko des Tiepolo":

Nach der lukullischen Pause waren wir - historisch betrachtet - im venezianischen Rokoko angekommen, so dass der auch in der Würzburger Bischofsresidenz hochverehrte Maler Giambattista Tiepolo mit einer Szene geehrt wurde.
Neben der Gastgeberin mit kunsthistorischen Erläuterungen spielte dankenswerterweise Patrizia Born die auf einer venezianisch verkleideten

Treppe schwebende Maria. Ein Jesulein wie auf dem Bühnenbild konnten wir leider nicht auftreiben...

 

 

                                             

 

 

Zehnte Szene: "Lichtgestalt und Komödiant":

Was wäre Venedig und die europäische Theaterwelt ohne den Theaterdichter Carlo Goldoni? Seine Ehefrau Nicoletta - in Gestalt von Laura Sophie Brauer - erzählte dem Publikum auf dem Nachhauseweg von einem venezianischen Theaterabend aus dem gemeinsamen Leben mit ihrem lange erfolglosen und dann so berühmten Ehemann Carlo - bis heute unvergessen. Unsterblich sind auch seine Figuren der Commedia dell´arte.

 

                       

 

 

Elfte Szene: " Diverse Dichter - durchgereist und durchgeknallt":

Viele deutsche, englische und französische Dichter besuchten Venedig auf ihren Bildungsreisen nach Italien. Angefangen von Goethes Vater, der schon 1740 in Venedig weilte und ein auf italienisch geschriebenes Reisebuch verfasste, später sein berühmter Sohn Johann Wolfgang, der besonders von Venedigs Theatern begeistert war, bis zu Stendhal, Lord Byron und Alfred de Musset, der seine leidenschaftliche Affäre mit George Sand von Paris nach Venedig verlagerte - Venedig war schon immer ein Anziehungspunkt für Intellektuelle und Künstler aller Art. Auch literarisch bewanderte Gäste hörten in diesem Kapitel durchaus Neues und Wissenswertes.

 

 

Zwölfte Szene: "Sonnenuntergang mit Twain":

Diese Erinnerung an einen markigen Amerikaner wurde wegen des 200. Todestages von Mark Twain im April 2010 in unser venezianisches Programm aufgenommen. Natürlich war auch dieser amerikanischste und erfolgreichste Schriftsteller der Neuen Welt früh nach Venedig gekommen und schrieb hier gefühlvolle Gedichte - auch über den Sonnenuntergang in Venedig. Er verliebte sich derart in Europa, dass er sogar seine Tochter Suzy hier studieren ließ! Diese "Tochter im Himmel" sprach zu den Gästen und erzählte aus dem Leben ihres berühmten Vaters, verkörpert von der engagierten Katharina Bork, studierte Physiotherapeutin, wie selbstverständlich gewandet in die Farben des Sonnenuntergangs.

 

                           

 

 

Dreizehnte Szene: "Gondeln muss Venezia tragen":

Bitten Sie irgendwelche Mitmenschen, einen beliebigen Begriff mit Venedig zu assoziieren! In den meisten Fällen werden Sie "la gondola" hören! Also war bald klar, dass wir dieser schwarzen Sichel, dem nachtschwarzen Gefährt, das nur in Veneddig verkehrt und das von Dichtern wie Hermann Hesse oder Thomas Mann immer wieder mit einem Leichenwagen verglichen wurde, eine eigene Szene widmen würden. Patrizia Born, Hotelkauffrau, die sich für dieses Bühnenbild stark gemacht hatte, führte in ihrer Hauptrolle als Gondelliebhaberin die Gäste mit großem Charme durch die Gondel-Textpassagen beider Dichter. Effekt: Man fuhr schaukelnd durch Venedig.

 

                                      

 

 

Vierzehnte Szene: "Brücke der Begegnung":

Lisa Kern, Verlagskauffrau, stand nicht nur vor einem Bühnenbild mit Brücke, das schon in den Szenen 1 und 10 solo präsentiert wurde, sondern mittlerweile auf einer Brücke, da wir mit einem doppelten Bühnenbild dieses Motivs bis oberhalb des Brückengeländers eine 3-D-Illusion aufgebaut hatten: Lisa stand auf einem unsichtbaren Hocker hinter dem halben Bühnenbild und wurde ein Teil einer perfekten optischen Täuschung. Das war schon verblüffend - für unser kleines Familientheater! Entsprechend staunten die Gäste auch nicht mehr, als sie von einer Begegnung der Schriftsteller Joseph Brodsky, Literaturnobelpreisträger von 1987, und Ernst Jünger auf einer venezianischen Brücke berichtete. Wie sollte man diese eindrucksvolle Szene noch toppen?

 

                                    

 

 

Fünfzehnte Szene: "La Serenissima - die Wasserstadt":

Es ist sicher die größte aller möglichen Platitüden, Venedig als Stadt auf dem Wasser und im Wasser abzufeiern. Wer hätte das nicht gewusst? Aber dass es Literaten gab, die die schiere Faszination der weltberühmten und unnachnahmlichen Wasserstadt Venedig nur noch durch die Vorstellung einer in die Luft gebauten Stadt zu steigern empfahlen, das verblüffte nun doch sehr. So machte Agnieszka Jaworska, Personalfachkauffrau, die Zuschauer mit den Schriftstellern William Hazlitt und Italo Calvino bekannt, die dieser wahnwitzigen Idee nicht abgeneigt waren. Und wie sah Agnieszka bei ihrem zweiten Auftritt aus? Wie eine Wasserfee in blau-weiß-silberner Robe, die diesen phantastischen Text charmant zu deklamieren wusste.

 

                                        

 

Mit der abschließenden musikalischen Szene führte Robert Löcken, Profi-Klarinettist, die Gäste noch einmal in die musikalische Welt Antonio Vivaldis. Man bedenke: Das Musikstück stammte zwar von Vivaldi, er hatte es aber für Klarinette umarrangiert, denn zu Vivaldis Zeiten war sein Instrument noch gar nicht erfunden. Last but not least: Auch beim Kulissenschieben war Robert Löcken aufgrund seiner Körpergröße unentbehrlich ..

 

                           

 

 

Das Team stellt sich vor:

Wie Sie sehen: glücklicher konnten wir alle nicht sein!

 

             

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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